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Das Öl und der US-Dollar

Ein Marktbericht von Arndt Kümpel

Öl und der US-DollarZu Beginn der vergangenen Woche setzen die USA kurz vor den US-Zwischenwahlen die im Zuge des Atomabkommens mit dem Iran von 2015 zwischenzeitlich aufgehobenen Sanktionen wieder in Kraft, um das Land zur Neuverhandlung des Abkommens zu zwingen. Ziel der USA ist es, in die Neuverhandlungen das iranische Raketenprogramm einzubeziehen und der Einfluss des Iran im Nahen Osten zu begrenzen, insbesondere mit Blick auf die Sicherheit Israels.

 

Um die Sanktionen, die nach der einseitigen Kündigung des Abkommens durch die USA im Mai dieses Jahres bereits im August wieder eingeführt wurden, weiter zu verschärfen, zielen die USA vor allem auf den Öl-, Transport- und Bankensektor Irans. Man will verhindern, dass Ölexporte Irans in US-Dollar beglichen werden. Das Junktim für den Handel mit den USA und für Transaktionen in US-Dollar ist denn auch, dass kein Handel mit dem Iran abgewickelt wird. Von den verschärften Sanktionen sind allerdings acht stark ölabhängige Länder vorübergehend ausgenommen, darunter China, Indien, die Türkei und Japan.

 

Dieses Vorgehen der USA dürfte unter anderem dazu führen, dass weltweit Exporteure wie Importeure von Öl zunehmend in ihren eigenen Währungen oder gegen Gold abrechnen. Die Einführung eines auf Yuan lautenden Öl-Terminkontraktes in Schanghai und Hongkong in März dieses Jahres durch den weltweit größten Ölimporteur China ist ein erstes Anzeichen, die Möglichkeit, den Transaktionsgegenwert in Gold umzutauschen ein weiterer. Bis Ende September 2018 hatte der Schanghaier Ölfuture bereits einen globalen Marktanteil von 16 %, während der Anteil der Sorte WTI von 60 % auf 52 % und jener der Sorte Brent von 38 % auf 32 % zurückging. Zusätzlich versüßt wird der Handel durch eine dreijährige Steuerfreiheit auf Handelsgewinne! Die Seidenstraßen-Initiative Chinas schafft zudem viele Optionen auch für Ölexporteure, wie die Kooperation mit Russland oder auch Saudi-Arabien zeigt, und dürfte umso dynamischer werden, je mehr hochwertige Güter China im Gegenzug exportieren kann. Der Öl-Gold-Standard kommt dabei ohne US-Dollar aus, gleichzeitig wachsen die Goldreserven dieser Länder seit Jahren beständig an.

 

Nicht zuletzt der Umstand, dass der US-Dollar als dominante Handelswährung für Rohstoffe genutzt wird, sichert den USA bedeutende wirtschaftspolitische Macht: Die US-Notenbank baut gegenüber den Ölexporteuren bilanziell hohe Verbindlichkeiten auf, die Ölexporteure erhalten hohe Dollarguthaben. Mangels genügender Investitionsmöglichkeiten im Inland fließen viele Exportüberschüsse zurück in den USA, senken dort das Zinsniveau und erleichtern die Kreditaufnahme zusätzlich. Hinzu kommen die Gewinne der US-Notenbank (Seigniorage), wobei das Vertrauen in die Stabilität des US-Dollar nicht zuletzt auch von den Goldreserven der USA abhängt. Diese betrugen im Oktober offiziell 8133,5 Tonnen bzw. 73,4 % der Währungsreserven, wurden aber zuletzt im September 1974 durch US-Abgeordnete und Medien regierungsunabhängig eingesehen.

 

Sollte dieses Vertrauen in den US-Dollar erodieren und nur durch einen neutralen Bestandsnachweis der US-Goldreserven zu erhalten sein, könnte deren auch nur teilweises Verschwinden wenigstens drei bedeutende Konsequenzen haben: Eine turbulente Neuausrichtung der Kapitalströme, eine massive Aufwertung des physisch verfügbaren Goldes und eine weltweite Default-Kettenreaktion auf Gold lautender Terminkontrakte.

 

Fazit: Die Verwendung des US-Dollars als Druckmittel der US-Wirtschaftspolitik könnte sich als strategischer Bumerang erweisen. Und bezüglich physischen Goldes gilt nach wie vor der Rat des griechischem Strategen Perikles: ,,Es kommt nicht darauf an, die Zukunft vorherzusagen, sondern auf sie vorbereitet zu sein.’’

 

12.11.2018 - Arndt Kümpel - a.kuempel@emh-group.de

 

 

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