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Palladium glänzt

Ein Marktbericht von Arndt Kümpel

Eigentlich hätte der Palladiumpreis in den letzten Tagen durchaus eine Verschnaufpause verdient. Bei dem atemberaubenden Anstieg um über 60 %, den das Metall in den letzten 5 Monaten vollzogen hat, rieben sich die meisten Marktteilnehmer die Augen. Und dies um so mehr, als dass Palladium viel stärker gestiegen ist als Gold, Silber und Platin und das weiße Metall die letzten Wochen jeweils neue Allzeithochs erreichte.

 

Hinzu kamen die Nachrichten über den schwächelnden Automarkt, bei denen man eine entsprechende Abwärtsreaktion von Palladium als weitverbreitetem, exzellenten Katalysator zur Beschleunigung von chemischen Reaktionen hätte erwarten können. Zwar lagen die Neuzulassungen in Europa 2018 bei 15,52 Mio. Fahrzeugen und damit quasi auf Vorjahreshöhe, jedoch sanken die Zulassungszahlen im Dezember 2018 mit einem Minus von 8,4 % bereits den vierten Monat in Folge. In China schrumpfte der Automarkt das erste Mal seit Jahrzehnten, wobei die Neuzulassungen um 3,8 % auf 23,26 Mio. Einheiten sanken. Und in den USA betrug der Zuwachs mit 17,2 Mio. Neuwagen für das Gesamtjahr 2018 laue 0,5 %, Tendenz sinkend. Für dieses Jahr wird dort zudem ein Rückgang auf 16,8 Mio. und für 2020 ein weiterer Rückgang auf 16,5 Mio. Einheiten erwartet, wobei eine Verschärfung des Handelsstreites mit China, aber auch eine Rezession in den USA, China oder beiden Ländern bei dieser Prognose noch nicht berücksichtigt ist.

 

Der Spurwechsel von kohlenwasserstoffgetriebenen Autos hin zu Elektroautos ist mittelfristig denn auch ein Argument für sogenannte Batteriemetalle wie Lithium, Nickel und Kobalt und ein Argument gegen Metalle der Platingruppe wie Palladium und Platin.

 

Alles in allem nicht unbedingt ein Grund, Palladium zu kaufen, wären da nicht die Verspannungen auf der Angebotsseite. Denn was am Markt zählt, ist der marginale Käufer und Verkäufer. Die Verwundbarkeit des Palladiumangebots durch die geringe Marktgröße und das enge Angebotsoligopol Südafrikas und Russlands, die 2017 37,1 % respektive 38,6 % und damit zusammen mehr als drei Viertel der Weltproduktion von 210 Tonnen förderten, ist hier offensichtlich. Auch wird eine Beeinträchtigung der Palladiumförderung Südafrikas durch eine Ausweitung der aktuellen Streiks in der dortigen Bergbauindustrie wahrscheinlicher. Denn in den letzten Tagen kam es zu einer Verschärfung zwischen der südafrikanischen Bergbaugewerkschaft Association of Mineworkers & Construction Union (AMCU) und dem weltweit größten reinen Palladiumhersteller Sibanye-Stillwater Ltd.

 

Und so wird es wohl 2019 auch im achten Jahr in Folge wie bereits im Vorjahr ein globales Angebotsdefizit von 1,1 Mio. Unzen Palladium geben, was auch jene Autohersteller sehen, die die weltweit verschärften Abgasnormen für Autos erfüllen müssen. Es ist deshalb nicht auszuschließen, dass die steigenden Preise weiter Eigendynamik entfalten. Vor diesem Hintergrund ist es auch keine Überraschung, dass sich die Terminmarktkurve des Edelmetalls weiter tief in Backwardation befindet, auch wenn die Leasingraten in den letzten Tagen wieder gesunken sind.  Hinzu kommt, dass die aktuelle Preisentwicklung auch momentumgetrieben ist und die niedrige Liquidität in dem engen Markt zusätzliche Volatilität generiert.

 

Fazit: Palladium hat durch eine Verkettung von preistreibenden Ereignissen jene starke Kursbewegung gezeigt, die nach einem Ausbruch aus einer 18 Jahre dauernden Konsolidierung entsprechend stark erwartet werden konnte. Gleichwohl bewegt sich das Metall in einem Raum relativer Bewertung, die einen Blick auf sein relatives Substitut Platin interessant macht. Platin hat den Anstieg von Palladium nicht ansatzweise nachvollzogen, sondern hält sich stattdessen in die Nähe seines 10-Jahrestiefs aus dem Jahr 2008 bei ca. 780 US-Dollar auf und versucht derzeit, dort einen Doppelboden zu bilden. Sollte dies gelingen und Palladium selbst nach einer Korrektur über dem langfristigen Ausbruchsniveau von 1.100 US-Dollar bleiben, ist nicht nur aus Sicht der Autohersteller der Substitutionsdruck enorm. Ein Wechsel von Palladium in Platin könnte für Anleger deshalb schneller sinnvoll sein als gedacht.  

 

17.01.2019 - Arndt Kümpel - a.kuempel@emh-group.de

 

 

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