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Lithium, seltene Erden und Edelmetalle

Ein Marktbericht von Arndt Kümpel

Das war doch am Wochenende endlich mal mehr als ein strategischer Achtungserfolg für Deutschland: Das Unternehmen ACI Systems Alemania aus Rottweil (ACISA) und das bolivianische Staatsunternehmen YLB gründen ein Joint Venture und wollen ab 2021 jährlich mehr als 40.000 t Lithiumhydroxid über 70 Jahre in dem weltweit größten Lithiumvorkommen in Bolivien fördern. Damit bekommt ein deutsches Unternehmen zum ersten Mal direkten Zugriff auf ein Lithiumvorkommen.

 

Der Rohstoff ist besonders für die E-Mobilität wichtig und damit von hoher Bedeutung für Deutschlands industrielle Kernkompetenzen! Neben Elektrofahrzeugen und E-Bikes wird es auch für Akkus von Mobiltelefonen und Laptops sowie für Speichersysteme in der Solarindustrie verwendet. Und nicht zuletzt die Dieselkrise verdeutlicht, dass Deutschland in seiner industriellen Kernkompetenz hohen Handlungsbedarf – bei geringen eigenen natürlichen Ressourcen und damit Pufferkapazität – besitzt!

 

Das Vorhaben hat somit auch politische Bedeutung, vor allem wegen der hohen weltweiten Angebotskonzentration. Wie Angebotskonzentration faktisch aussehen kann, bekam der Rest der Welt für seltene Erden 2010 von China vorgeführt: Der 2010 durch die chinesischen Exportrestriktionen eingetretene Engpass war vor allem auf das Monopol Chinas zurückzuführen, denn mehr als 90 % der geförderten Seltenen-Erden-Elemente kommen aus chinesischen Lagerstätten, vor allem in der Provinz Innere Mongolei. Zudem: Die Erschließungsdauer von 10 bis 20 Jahren für den Zeitraum von der Suche der Vorkommen bis zum Förderbeginn der Minen verunmöglicht es de facto, der derzeitigen Abhängigkeit kurzfristig zu entkommen.

 

Nicht viel anders stellt sich die Lage bei Gold bezüglich der Vorlaufzeit der Förderung dar. So wurden in den letzten Jahren keine signifikanten Lagerstätten mehr entdeckt. Das veranlasste den weltgrößten Goldförderer China dazu, auf dem Meeresboden Goldlagerstätten zu erschließen. Weltweit wird in den aktiven Goldlagerstätten oft Highgrading betrieben, bei dem die hohen Erzgehalte zuerst abgebaut werden, um die Kosten zu decken. Eine Folge sind abnehmende Erzkonzentrationen und ein im Raum stehendes Peak Gold (Fördermaximum) bei aktuellen Goldpreisen auf Sicht von 2-3 Jahren, was eine abnehmende Preiselastizität der Nachfrage und damit vor dem Hintergrund der Geschichte des Goldes einen steigenden Preis erwarten lässt.

 

Was ist nun aber das Gemeinsame bei den genannten Ressourcen-Hotspots?

Das Gemeinsame ist ihr strategisch-ökonomischer Wert, der nicht nur aus ihrer relativen Knappheit erwächst. Denn die Knappheit folgt aus ihrem ökonomischen Wert, aber auch aus ihrer Angebotskonzentration. Was das in einer Konkurrenzsituation strategisch bedeutet, hat China bereits vorgemacht. Und auch in dem eingangs erwähnten Lithiumvorkommen war China schneller und hat bereits eine Düngerfabrik am Salzsee errichtet. Strategisch weitsichtig, ebenso wie die Sicherung von großen afrikanischen Goldvorkommen.

 

Die Schlinge von Engpassfaktoren bei oben genannten Rohstoffen zieht sich also langsam zusammen, vor allem für Europa und insbesondere für Deutschland. Von einer direkten oder indirekten Remonetarisierung von Gold oder – Gott bewahre – Silber, ganz zu schweigen. Denn Silber wurde gerade, weil es knapp wurde, eher als Gold entmonetarisiert. Die Notenbankreserven an Silber sind deshalb weg, die vielseitige Verwendung von Silber hat zu einer extrem hohen Granulierung in Produkten geführt und damit bewirkt, dass ohne einen deutlichen Preisanstieg kein wirtschaftliches Recycling möglich und damit eine hohe Angebotsausweitung durch Recycling unwahrscheinlich ist.

 

Übrigens: Bei dem deutsch-bolivianischen Joint Venture hat Bolivien auch noch eine historische Lernschleife hinter sich, in der der bolivianische Präsident Evo Morales die Rohstoffgewinnung im ärmsten Land Südamerikas unter staatliche Kontrolle gestellt hat. Denn der bereits erwähnte, mehr als 10.000 Quadratkilometer große Salzsee Salar de Uyuni liegt in der südlichen Provinz Potosi, die den Cerro Rico, den legendären Silberberg, beheimatet. Und die in diesem einst enthaltenen gigantischen Silbervorkommen hatte Spanien als Kolonialmacht ohne einen Cent zu zahlen jahrhundertelang geplündert. Man kann allerdings vermuten, dass Bolivien bei Lithium den erzwungenen Raub wie bei Silber kein zweites Mal zulassen wird.

 

17.12.2018 - Arndt Kümpel - a.kuempel@emh-group.de

 

 

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