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Krisen, Liquidität und Gold

Ein Marktbericht von Arndt Kümpel

Gold in der FinanzkriseEs war eine der Anhörungen des damaligen US-Notenbankchefs Ben Bernanke im Finanzausschuss des US-Repräsentantenhauses, als ihn am 13.07.2011 der langjährige Kongressabgeordnete Ron Paul fragte: ,,Denken Sie, dass Gold Geld ist?‘‘ Nach einigen Sekunden Überlegung antwortete er: ,,Nein!‘‘ Und auf die Nachfrage, warum denn dann die Notenbanken Gold als Reserve halten würden, sagte Bernanke nur, dass dies wohl Tradition sei.

 

Es ging Ron Paul zuvor um die mehr als 5 Billionen US-Dollar, die die US-Notenbank seit 2008 aus dem Nichts kreiert hatte, um den Zusammenbruch des Finanzsystems zu verhindern. Bernanke selbst hatte dabei noch Januar Anfang 2008 die Krise weder kommen sehen noch später, als Sie eintrat, ihr Ausmaß annähernd richtig eingeschätzt. Immerhin: In einem im September 2018 erschienenen Rückblick auf die Finanzkrise mit dem Titel ,,The Real Effects of Disrupted Credit‘‘ unternahm er zuletzt den Versuch, das Urteil der Geschichte milder zu stimmen.

 

Von Bedeutung sind hierbei aber nicht nur die vordergründigen geringen Wachstums- und hohen Umverteilungseffekte dieses Liquiditäts-Tsunamis, sondern die strukturelle Bedeutung seiner Alternativen. Denn zum einen steht die Rolle des ungedeckten Schuldgeldes bei der Entstehung von Finanzkrisen im Fokus, zum anderen aber eine ganz praktische seiner Alternative: die des Goldes als Liquiditätsreserve.

 

Dass Krisen eine guter Moment zur Meinungsänderung bei Notenbanken sein kann zeigt auch ein anderer Fakt. Denn es war just in der Finanzkrise im Jahr 2008, als Gold im wahrsten Sinne des Wortes die Kurve kriegte. 2008 kam es zu einem Trendwechsel bei den nationalen Goldreserven, die seither deutlich zugelegten, während sie zuvor seit 1973 abgenommen hatten. Das macht deutlich, dass in einer Finanzkrise nur zu oft eben nicht langfristige Überlegungen zählen, sondern vor allem eines - Liquidität und Vertrauen. Und dies dürfte wohl bald erneut getestet werden.

 

Der Amtsvorgänger von Bernanke, Alan Greenspan, hatte dies bereits vor seiner Zeit als Notenbankchef 1966 erkannt. Dabei dachte er vielleicht an die eindringlichen Worte von J.P. Morgan, dem Gründer der gleichnamigen US-Großbank, als dieser am 18.12.1912 mit Bezug auf die Börsenpanik von 1907 ebenfalls vor einem US-Kongressausschuss erklärte: ,,Gold is money and nothing else!‘‘

 

J.P. Morgan hatte 1871 mit dem Bankhaus Drexel, Morgan & Co. die Vorgängerin der US-Bank J.P. Morgan gegründet und galt als einflussreichster US-Bankier seiner Zeit. Und es ist wohl in der DNA der Bank, einer der Hauptprofiteure der Finanzkrise von 2008, noch ein Gold-Gen erhalten geblieben: Im November 2018 gab die Banque de France bekannt, dass man beim Ausbau des eigenen Goldhandels mit J.P. Morgan kooperieren wird. Die französische Notenbank will verstärkt Goldswaps, Goldleasing und Goldeinlagegeschäfte für Zentralbanken anbieten - ohne Umweg über die Bank von England und die bisherige Hauptclearingstelle in London. Denn der Brexit könnte einige Notenbanken durchaus nach Alternativen suchen lassen.

 

Wohl ganz im Sinne des früheren französischen Präsidenten Charles de Gaulle, der durch seinen Wunsch, französische US-Dollar-Guthaben in Gold umzutauschen, wesentlich zur Aufhebung des Umtauschrechtes von Dollar gegen Gold durch Präsident Nixon 1971 beigetragen hatte.

 

15.11.2018 - Arndt Kümpel - a.kuempel@emh-group.de

 

 

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